Hurrikan “Hilary”: Warum ein Hurrikan in Südkalifornien eben doch ungewöhnlich ist

Einen Hurrikan in der Wüste zu erleben stand nicht auf meiner Bucket-Liste, aber ich kann es jetzt doch als “erlebt” abhaken. 

Als ich nach Südkalifornien zog, wusste ich, dass ich mich mit Erdbeben auseinandersetzen muss. Das ist so, wenn man mehr oder weniger auf der San Andreas Verwerfung (San Andreas Fault) wohnt. Auch mit den vielen Waldbränden muss ich mich auseinandersetzen, die hier ständig brennen. Aber einen tropischen Wirbelsturm? Das war nicht im Plan. 

Hurrikans oder tropische Wirbelstürme sind Alltag in Florida und Texas, am Atlantik und im Golf von Mexiko. Der Pazifische Ozean bei Kalifornien ist eigentlich zu kalt für einen Hurrikan, da dieser seine Energie aus dem warmen Ozean zieht. Der letzte tropische Sturm erreichte Kalifornien 1939. 

Im Zentrum von Hurrikan Hilary

Das Coachella Valley (wo ich wohne) war im Zentrum von Hurrikan Hilary. Am Freitag standen erstmal Vorbereitungen auf dem Programm: Trinkwasservorrat kaufen, Taschenlampen und Batterien checken, Essen vorbereiten (vor allem das, was nicht gekocht oder gekühlt werden muss), Notfall-Tasche packen, falls doch ein Evakuierungs-Aufruf kommt, Auto volltanken… Was am meisten befürchtet wurde, waren Überflutungen und Stromausfälle. 

Am Samstag fing dann das Warten an. Kommt Hilary oder nicht? Nach dem Adrenalinrausch  der Vorbereitungen am Freitag, kam der Energieeinbruch. Ich fühlte mich wie ausgelaugt. 

Sonntag morgen fing dann der Regen an. Und er wurde mehr und mehr. Mein Handy klingelte ununterbrochen mit Warnungen: Bleibt zu Hause. Fahrt nicht mit dem Auto. Die erste Straße ist wegen Überflutung gesperrt, die zweite, dann die dritte… Dann kamen die heftigen Windböen, die dann doch den einen oder anderen Ast herunterbrachen. Das Handy klingelte weiter: Die Autobahn ist gesperrt. Die Notrufnummer funktioniert nicht. Bleibt zu Hause!

Irgendwann in der Nacht zum Montag hörte es auf zu regnen. Es war vorbei. 

Heute morgen (Montag) sah man dann das Ausmaß der Zerstörungen. Viele Straßen waren gesperrt wegen Überflutungen. Einige dieser Straßen werden wohl erneuert werden müssen. Zeitweise waren Palm Springs und das Coachella Valley von der Außenwelt abgetrennt. Die Autobahn war bis in den frühen Nachmittag gesperrt. Die Gemeinden rund um Joshua Tree sind momentan immer noch komplett abgeschnitten, aber die Hauptverkehrsstraße, die die Gemeinden mit dem Coachella Valley und der Autobahn verbindet, soll morgen (Dienstag) wieder geöffnet werden. 

Ein Arroyo Seco, der normalerweise komplett ausgetrocknet ist, heute aber fast 2 Meter Wasserstand hat

Und es geht weiter

Hier in der Wüste sind wir an Überschwemmungen gewöhnt. Ich weiss, das hört sich seltsam an. Die Erde ist so trocken, dass sie kaum Regen aufnehmen kann. Das Coachella Valley ist von hohen Bergen umgeben, die im Winter Schneefall haben. Das Tal ist durchzogen von Arroyo Secos, trockene Flussbetten, die Wasser von den Berghängen durch das Coachella  Valley transportieren. Ihre Aufgabe ist, bei Regen oder Schneeschmelzen das Wasser sicher durch das Tal zu tragen. Allerdings führen Straßen über diese Arroyo Secos und bei hohem Wasseraufkommen werden sie überschwemmt oder auch mal weggeschwemmt. Das ist diesmal ziemlich häufig passiert. Es fiel Sonntag mehr Regen als sonst im ganzen Jahr. 

In den nächsten Tagen und Wochen werden die Straßen vom Schlamm befreit und repariert, wo notwendig. Ich glaube, wir sind glimpflich davongekommen. 

Mein Handy klingelte heute weiter: Die erste Straße ist wieder offen, die zweite, dann die dritte. Die Notrufnummer funktioniert wieder. Die Autobahn ist auch wieder zugänglich. 

Wir Kalifornier sind einiges gewöhnt, was Naturkatastrophen angeht, und erholen uns schnell. Jetzt können wir unsere kalifornischen Ängste wieder voll dem “Big One” widmen, dem großen Erdbeben, das angeblich längst überfällig ist. 

1 comment

  1. Ein sehr anschaulicher Bericht, ein Bild von einer überfluteten Strasse
    würde mir noch fehlen und ein Bild vom Regenguss,